Der Garten der Freiheit
Es gab einen kleinen versteckten Garten, der nur ‚Der Garten der Freiheit‘ genannt wurde.
An seinem Efeu bewachsenen Torbogen war eine Feder angebracht,
die das Symbol des Fliegens verkörperte.
Wenn der fremde Besucher durch den Bogen eintrat, konnte er schon den feinen Geruch
von Moos, Farnen und wildem Thymian riechen. Ein kleiner Bachlauf sorgte für frische Luft
und das Murmeln des Wassers übte einen Zauber auf jeden aus, der nicht zu erklären war.
Am Ende des Bachlaufs stand eine einladende Bank, die eine große Feder schmückte.
Die Legende erzählt, dass jeder Mensch, der sich vertrauensvoll auf die Bank setzte und die
Augen schloss, einen Blick in die Zukunft werfen durfte. Am Ende wurde ihm immer die
Aufgabe gestellt, sich für einen der beiden Wege zu entscheiden.
Der erste Weg war der Weg der Sicherheit und Pflichterfüllung.
Er versprach wenige Höhen, dafür aber ein geregeltes Leben.
Der zweite Weg war der Weg der Freiheit und Selbstbestimmung.
Dieser Weg gab keine Gewähr für Sicherheit, dafür aber für Höhen und Tiefen
und Erkenntnisse, der mit Hilfe der Federn – die sich zu Flügeln entwickelten –
zu entdecken war.
Wenn der fremde Gast die Augen öffnete, sah er wilde Blumen in den schönsten
Farben und so viele verschiedene Grüntöne, dass sich die Augen nicht davon satt sehen konnten.
Diese Vielfalt der verschiedenen Farben und Blüten gab viel Freude und inneren Frieden.
Wer ganz still war, konnte hören, wie sich die Pflanzen untereinander unterhielten und
wie sie sich freuten, dass sich jede für sich in ihrem Lebensraum ungehindert entfalten durfte.
Von diesen Gesprächen inspiriert verließen die fremden Besucher den Garten mit der Gewissheit
im Herzen, dass die Freiheit, sein Leben selbst gestalten zu können, das größte Geschenk des
Himmels an jede Kreatur auf dieser Erde ist.
Christina Bohnert
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