22. Dezember 2022 – Adventskaldener

Der Stimme des Herzens folgen

Ein alter Bauer kämpfte sich durch den tiefen Schnee, um seinen Hof zu erreichen. Trotz der Warnung seiner Frau, nicht in der eisigen Kälte unterwegs zu sein, war er in den größeren Ort aufgebrochen, um sein Geld zählen zu lassen. Wohlstand war sein höchstes Glück. Nun war er beruhigt. Sein Vermögen hatte sich stetig vermehrt.
Doch der Rückweg war beschwerlich und langsam verließen ihn die Kräfte. Er wusste, dass er in dieser Einöde erfrieren würde, wenn er es nicht schaffte, nach Hause zu kommen. Nach einigen Schritten sank er in den Schnee und schloss die Augen. Nur kurz ausruhen, dann würde er bestimmt wieder aufstehen und nach Hause laufen, beruhigte er sich selbst.
War er eingeschlafen oder träumte er?
Vor sich sah er eine kleine Gestalt, die sich zu ihm niederbeugte. Sie reichte ihm einen Becher mit heißem Tee, hüllte ihn in eine Decke und stützte ihn, damit er aufstehen konnte. Erstaunt betrachtete er diese alte Frau, die sich wie selbstverständlich um ihn kümmerte. Als er wieder etwas zu Kräften gekommen war, nahm sie seinen Arm und begleitete ihn bis zu seinem Hof. Dankbar schaute er sie an und bat sie, mit ihm ins Haus zu kommen. Sie aber lehnte dankend ab und meinte, sie würde sich auf den Weg machen, um noch anderen Menschen zur Seite zu stehen.
Er wollte sich dennoch erkenntlich zeigen, öffnete seinen Geldsack und nahm ein Goldstück heraus.
Sie schüttelte lächelnd den Kopf. “Es ist meine Aufgabe, Menschen in Not beizustehen, damit auch sie lernen, für andere Menschen da zu sein!”, sagte sie und wendete sich zum Gehen. Der Bauer rief ihr nach: “Sag mir doch bitte deinen Namen!” Die alte Frau schaute sich um und sagte: “Ich bin die Liebe. Ich habe Dir gezeigt, was im Leben wirklich wichtig ist! Ich wünsche mir, dass Du ab heute nicht nur dein Geld zählst und deinen Reichtum erhöhst, sondern dass Dir die Liebe in Deinem Herzen den Weg zeigt.  Sie ist das schönste und wertvollste Geschenk, das Du weitergeben kannst.

Lass den Himmel sich auf der Erde widerspiegeln,
auf dass die Erde zum Himmel werden möge.
Rumi