18. Dezember 2022 – Adventskalender

Zwei reisende Engel klopften nach einer langen Tagesreise an der Tür eines reichen Mannes an. Sie waren sehr erschöpft und hungrig und baten um ein Nachtlager. Der reiche Mann sah sie abschätzig an. Wenig einladend sahen sie aus in ihrer staubigen Kleidung und den schmutzigen Schuhen. Er hatte keine Lust, ihnen ein sauberes Bett anzubieten und zeigte ihnen ein Strohlager im Vorraum eines Kellers. Unfreundlich stellte er ihnen eine kleine Kerze, einen Krug Wasser und trockenes Brot auf den Boden, murmelte ein “Gute Nacht” in seinen Bart und verschwand. Erschöpft legten sich die Engel auf die Strohsäcke und schliefen sofort ein. Als spärlich das Licht des erwachenden Morgens in den Kellerraum fiel, sah der jüngere Engel, dass der ältere ein Loch in der Wand reparierte. Ungläubig beobachtet er ihn,  sagte aber nichts und wenig später  brachen sie auf, um ihre Reise fortzusetzen.

Am Abend klopften sie bei einem armen Bauern an die Tür und er öffnete ihnen. Er freute sich, dass Fremde in  seinem bescheidenen Haus Herberge suchten und lud sie sofort zu einer kargen Mahlzeit ein. Er ließ die beiden Engel sogar in seinen Betten schlafen. Er und seine Frau legten sich auf die Ofenbank. Als sie am nächsten Morgen erwachten, trafen sie den Bauer völlig verzweifelt in der Stube an. Seine einzige Kuh war in der Nacht gestorben und nun wussten sie nicht, wie sie ihre Kinder ohne Milch ernähren konnten. Der ältere Engel gab ihm eine kleine Münze und tröstete ihn, dass sich trotzdem alles zum Guten wenden würde.

Als sie wieder auf dem Weg waren, begann der jüngere Engel dem älteren Vorwürfe zu machen. Er konnte nicht verstehen, warum er dem reichen Mann die Wand repariert hatte und bei dem armen Bauern die Kuh sterben ließ?! Der ältere Engel antwortete: “Nichts ist, wie es scheint!”

“Als ich bei dem reichen Mann den Schlitz in der Wand sah, funkelte ein Goldklumpen hervor. Ich verschloss die Wand, damit der Reiche diesen Schatz nicht finden konnte.
Als wir bei den armen Bauern waren, stand der Tod vor der Tür und wollte die Frau holen. Ich gab ihm stattdessen die Kuh.”

Still sah der jüngere Engel den anderen an und bedankte sich, dass er ihn lehrte, kein vorschnelles Urteil zu fällen, denn

“Nichts ist, wie es scheint!”

nach einer Geschichte